1) Hallo John. Möchtest du dich kurz vorstellen und erzählen, was dich ausmacht, wer du bist?
Welche Themen behandelst du?
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Mein Name ist Johann Steimer, gerne J, ich bin 31 Jahre alt und seit ziemlich genau einem Jahr, ›publiziere‹ ich meine Kurzgeschichten auf eigene Faust, wenn man so möchte. Was mich ausmacht? Ich glaube, ich bin einfach ein bestimmter Schlag von Mensch. Ich sage manchmal selber so gerne: »Vom alten Schlag, der Letzte seiner Art.« Ich halte nichts von Mode, oder Zeitgeist oder der modernen Gesellschaft, ich ging schon immer meinen eigenen Weg, nicht unbedingt freiwillig. Wenn man sich moderne Autoren ansieht, dann sind das meist studierte Akademiker - mein Studium war das Leben. Ich habe nicht unbedingt immer die richtigen Entscheidungen getroffen, aber all das machte mich nunmal zu dem Menschen der ich heute bin. Ich hatte wie man so schön sagt, ein sehr bewegtes Leben und das spiegelt sich natürlich auch in meiner Arbeit wieder und natürlich auch in den Charakteren, über die ich schreibe. Ich bin nunmal kein Akademiker, habe das nicht gelernt, alles was ich bin, was ich mache, brachte ich mir selber bei, über viele Jahre. Ich schreibe Kurzgeschichten, tatsächlich. Es ist ein fast ausgestorbenes Genre, aber es ist auch faszinierend, wie viel man auf 20-30 Seiten alles erzählen kann und die Arbeit, die hinter jeder einzelnen Story steckt darf man nicht unterschätzen. Ich hab über die Jahre hinweg meine eigene kleine Welt erschaffen und die Menschen über die ich schreibe, haben wohl ein ähnlich bewegtes Leben hinter sich wie ich. Es sind die Kaputten, die Leute mit Charakter, die mich schon immer faszinierten und, vor allem, interessierten. Es sind jene Typen, es sind die, die gerne mal schon Mittags auf einer Parkbank sitzen, mit einem Sixpack Bier und Zigaretten und jeder hat sich automatisch seine Meinung gebildet. Ich gebe diesen Leuten, die gerade in der modernen Welt schlicht vergessen werden, ein Gesicht, eine Geschichte, ich werfe ein Blick auf deren Leben, stelle eine Frage, die die wenigsten interessiert. Warum sitzen sie da? Was in ihrem Leben ist nur so schief gegangen, dass das nun ihr Leben ist?
Vielleicht, weil ich mit diesem Schlag Mensch schon immer mehr gemein hatte, als eben mit Akademikern und Gelehrten. Es gibt da ein schönes Zitat, mit dem ich meine Stories immer gerne beschreibe: »Real, aber wahr. Frei erfunden, doch authentisch.« Ich schreibe über das Leben, das Leben wie es ist, nicht wie wir es gerne hätten, oder wollen. Es gibt nicht diesen einen großen Helden, der die Welt rettet, es sind kleine Geschichten, kleine Persönlichkeiten, die jedoch alle zusammenhängen. Jeder beeinflusst irgendwie den anderen, ob wir es wollen, oder nicht. Das Leben ist nunmal kein Weg von A nach B. Es ist mehr wie eine große Bar und im Laufe der Jahre nimmt man an jedem Tisch einmal platz, knüpft Freundschaften, findet Liebe, oder macht schlechte Erfahrungen, es ist keine gerade Linie. Und Kurzgeschichten sind für mich ein Weg um zu zeigen, dass hinter jeder Person, sei sie auch noch so unbedeutend, eine Geschichte steckt, die Freud’, Leid, Kummer und Hoffnungen besitzt und selbst das kleinste Erlebnis Bedeutung haben kann, wenn man nur gewillt ist hinzusehen und ich habe schon immer hingesehen und zugehört.
2) Wie bist du zum Schreiben gekommen und wer war dein Vorbild, bzw hat dich geprägt?
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Wie ich zum schreiben kommen bin, ist eigentlich einfach gesagt: Ich weiß es nicht mehr. Ich schreibe gefühlt schon mein ganzes Leben lang. In meiner Jugend vor allem Gedichte. Frei nach Hemingway, waren Bücher nunmal meine besten Freunde. In dieser Zeit, bis ich etwa 20 war, war ich schwer in die Epoche der Romantik verliebt, von Prosa bis Philosophie, noch heute kann ich etliche Gedichte auswendig. Die Romantik zeigte mir eine Sache: InTraurigkeit, Kummer und Leid, kann eine gewisse Schönheit liegen. Das hat mir damals sehr geholfen. Ich schrieb seitenweise Gedichte über den Herbst, die Blätter, den Wind und den Wald, so richtig schön klischeehaft. Ich glaube die Romantik beeinflusst mich auf gewisse Art und Weise noch immer, ich kann’s nicht genau sagen, aber sie bildet einen großen Teil meines Lebens, auf den ich auch nicht verzichten möchte. Allerdings muss ich sagen, dass moderne Literatur nur einen geringen Teil der Bücher ausmacht die ich in meinem Leben gelesen habe. Mich faszinierten stets die alten Klassiker, wenn man so will. Goethe, Hesse, Dostojevski, Nietzsche, Kant, Eichendorff, Wilde.. ich glaub’ diese Liste ist endlos.
Schwer geprägt haben mich allerdings Bukowski, Miller und Ernest. Ich würde sie vielleicht nicht als mein Vorbild bezeichnen, aber es stellte sich schnell heraus, dass ich auf ähnliche Art und Weise schreibe - beim trinken. Man macht sich einen Drink zurecht und füllt das leere Blatt Papier vor sich, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Leben. Vielleicht weil ich über die Jahre zu viel von diesem Leben gesehen habe und ich jenen romantischen Blick auf die Welt verloren habe, oder er mir durch die Realität genommen wurde. Oder beides. Gerade was meine Gedichte angeht, bzw. meine beiden Gedichtbände, hat mich der gute Charles wohl sehr beeinflusst. Ich schreibe viel über das Trinken, allerdings, wenn man meine Sachen liest, dann stellt man schnell fest, dass darin keine Glorifizierung liegt. Manche Leben laufen nunmal so und der Whiskey wurde zu einem treuen Gefährten meiner Arbeit, tragen die beiden Gedichtbände faktisch seinen Namen. Wie ich schon schrieb, was mich prägt, beeinflusst, ist nicht unbedingt ein Autor, es ist die Tatsache, dass diese Autoren über das Leben geschrieben haben, das Leben wie sie es sahen und durchaus auch lebten. Es ist eine Gemeinsamkeit die sich über die Jahre entwickelte, weniger ein nacheifern, oder so sein wollen. Ich wurde nie gefragt, ob ich so sein will, ich stand nicht mit 15 vor dem Liebesleben der Hyäne und dachte mir: So will ich sein. Und gerade Bukowski weckt in vielen hippen, jungen Leuten den Gedanken: ›Boar, das ist geil.‹ Nein ist es nicht, die Leute die sich das wünschen, würden wohl keine Woche sein Leben leben wollen, oder es gar können, wenn sie es denn nur verstehen würden. Er ist Kult und für mich einfach in 95% der Fälle vollkommen missverstanden. Aber das ist glaub ich das allgemeine Problem mit vielen Autoren und doch, manchmal komme ich mir selbst vor, wie einer dieser Autoren, die’s heutzutage einfach nicht mehr gibt. Man könnte also durchaus sagen, dass mein eigenes Leben mich ebenso prägte in meinem Schaffen, wie die Literatur die mich mein Leben lang begleitete. Von den schweren Klassikern bis hin zu Charles und Ernest. Ich glaube es ist es geben und nehmen. Nicht die Bücher verändern sich, die eigene Sicht auf die Welt verändert die Bücher die man liest. Und was natürlich bei mir ebenso der Fall ist, ich schreibe um mit meinem Leben klar zukommen, mit den Dingen die ich gesehen, getan und erlebt habe. Ohne das Schreiben, ohne diese Stories, hätte mich mein Leben wohl längst vollkommen zugrunde gerichtet
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